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„Alles in galla … au petit levée des Churfürsten“.

Zur Rolle der Schlafgemächer in den Schlössern Max Emanuels von Bayern (1680–1726)

Vortrag von Dr. Max Tillmann
20. November 2014, 19 Uhr
Alte Münze, München

Mit ebenso viel „plaisir“ am Künstlerischen wie Sinn für höfische Etikette beschäftigte sich Kurfürst Max Emanuel von Bayern (1662–1726) Zeit seines Lebens mit dem „meublement“ seiner Paläste. Für den Repräsentationsstil der Fürstengeneration um 1700 war es gleichwohl symptomatisch, der Ausstattung des Schlafgemachs, dem hochrangigsten Raum des Paradeappartements, die meiste Aufmerksamkeit zu schenken.

Im Mittelpunkt des Vortrags stehen daher die prestigeträchtigen höfischen Betten. Ihr Einsatz dient als ein instruktives Beispiel für den spezifischen Verhaltenskodex Max Emanuels – sei es bei Aufstellung des Bettes Kaiser Karls V. in der Brüsseler Residenz auf dem Coudenberg oder bei des Kurfürsten Ordre mit einem kostbaren Paradebett-Ensemble das jeweilig genutzte Schlafgemach ranggerecht auszustatten (etwa in Frankreich während seines Exils 1708–1715). Verschiedene Fragestellungen werden beleuchtet, darunter die Trennung zwischen öffentlichem und privatem Leben sowie die Erkenntnis eines spezifischen zeremoniellen und symbolischen Gebrauchs des Paradeschlafzimmers, durch welchen Max Emanuel seine eigene kulturelle Identität als Prinz von quasi königlichem Geblüt zum Ausdruck brachte.

In der Gesamtheit lassen die Schlafgemächer in den Schlössern Max Emanuels (in ihrer Entwicklung von 1680 bis 1726) ein Bild der Raumkunst entstehen, die eine Weichenstellung sowohl für die süddeutschen Residenzen als auch für die französische Disposition hatte. Die unmittelbar nach der Rückkehr (1716) begonnene Ausgestaltung der Neuen Sommerzimmer im nördlichen Pavillon des Nymphenburger Schlosses erweist sich formal und materiell als Übertragung des in Frankreich angenommenen Lebensstils.